Der Begriff „Weltanschauung“ ist heute einigermaßen diskreditiert. Die Nazis bezeichneten ihre Ideologie als „Weltanschauung“ und in der Sowjetunion galt der Marxismus-Leninismus als die „wissenschaftliche Weltanschauung“ der Arbeiterklasse. Als „Weltanschauungsstreit“ begegnet heute schließlich wieder eine angeblich im Namen der Naturwissenschaften vorgetragene aggressive Religionskritik.
Weltanschauungen sind jedoch anderes und mehr als lediglich scheiternde Großdeutungen. Vielmehr verweisen sie auf die anthropologische Einsicht, dass Menschen in der Lage und dazu gezwungen sind, sich auf ihr Leben im Ganzen einen Reim zu machen und dieses in den Blick zu nehmen. Ein solches Verhältnis zum Ganzen ist meist eher gefühlt, selten rational expliziert, prägt aber unser Handeln, Wollen und Denken.
In dieser Gestalt lässt sich das Weltanschauungsproblem nicht umgehen. Prof. Matthias Jung und Prof. Holm Tetens diskutieren das Desiderat und Potenzial einer philosophischen Wiederentdeckung des Weltanschauungsproblems im Spannungsfeld von Wissenschaft und Glaube.