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Warum lässt Gott das zu, klagen wir. Angesichts unermesslichen Leids in der Welt wird der Klage, ja der Anklage Gottes auf den Spuren Hiobs inzwischen ein legitimes Recht im Glaubensleben der Christen eingeräumt. Die Danksagung besitzt zwar ihren angestammten Platz, wird aber gewöhnlich aus verengtem Blickwinkel im Kontext der Eucharistie – der sakramentalen „Danksagung“ – wahrgenommen. Dabei sollte der Dank in Spannung zu Klage und Bitte als anthropologische Grundgegebenheit bedacht werden. Antike Denker (Philo, Epiktet) bieten dazu wichtige Impulse, vor allem die Bibel – Psalmen, Evangelien und Paulusbriefe –, aber auch Dichter (Friedrich Hölderlin, Hans Magnus Enzensberger) und Philosophen (Dieter Henrich, Ernst Tugendhat) mit ihrem Ringen um einen möglichen Letztadressaten menschlichen Dankens.
Von diesen Zeugen angeleitet, werden wir am Bibeltag erkunden, welchen Stellenwert Dankbarkeit für ein bewusstes Leben besitzt. Hiob wird uns lehren, wie Dank und Klage in einem Dritten, dem Lobpreis Gottes, aufgehoben sind: „Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen; gelobt sei der Name des Herrn“ (Ijob 1,21).