Nach dem Ende des Kalten Krieges, 1990, schien die Zeit der Utopien endgültig vorbei: der Folgen von Kolonialismus, Hitlerei und Stalinismus noch gewahr sollte nun Schrittchen für Schrittchen die Welt weiter entwickelt werden, frei und menschengerecht. Und kein Platz sollte mehr sein für die, die sich hineinträumen wollen in eine Anderswelt oder, schlimmer noch, mit ihren religiösen oder politischen Phantasien alle anders Denkenden terrorisieren, bis wir im Blut waten. Keine neue Welt, kein utopos schien mehr nötig für die friedliche Ausgestaltung der realen Welt – so meinte man eine Lehre aus der Geschichte ziehen zu können.
Keine Generation später ist gegen jedwede Exzesse der Ideologen nach wie vor wenig vorzu-bringen, doch breitet sich mancherorts das Gefühl aus, dass wir ohne den Traum von einer besseren Welt nicht leben wollen. Oder: wie wollen wir leben ohne eine Vorstellung vom Heil? Die wahrgenommene Realität eines kapitalistischen Pragmatismus jedenfalls stößt bei Linken und Konservativen, bei Kulturschaffenden und der Occupy-Bewegung auf Widerstän-de, ohne dass schon eine alternative Idee des Zusammenlebens offenkundig würde. Von Empörung ist die Rede, von kommenden Aufständen …
In dieser Gemengelage sucht der Studientag Utopos zunächst nach einem besseren Ver-ständnis von Heilsvorstellungen: was glaubt der, der sich nicht mit pragmatischem Entscheiden zufrieden gibt? Gleichzeitig suchen wir nach Beispielen einer politischen und existentiellen Heilsorientierung, die heute ansprechend wirken und wenden uns hierfür dem slowenischstämmigen Philosophen und Kulturkritiker Slavoj Žižek zu. Was lässt sich aus seiner Rolle und seinem charismatischen Auftreten über die Lage politischer und religiöser Heilsvorstellungen lernen?
PROGRAMM
Freitag, 8. Juni 2012
17.00 h– Heilsvorstellungen zwischen politisch und privat
17.15 h Begrüßung und Einführung ins Thema des Studientages (Knechtges)
17.15 h– Vom Heißen und vom Abkühlen
18.15 h Erfahrungsaustausch zu Vorstellungen (Imaginationen) des „Heilen“
18.30 h Imbiss
19.30 h – Von Slavoj Žižeks Charisma und seiner Anfrage
20.00 h Einführung in den Film
20.00 h – Žižek !
USA, 2005, Regie: Astra Taylor, 69 min.
Filmschau ohne (!) direkte Diskussion im Anschluss
22.30 h Schluss
Samstag, 9. Juni 2012
08.00 Uhr Frühstück
09.00 h – Von der Ideologiekritik zur Revolution
10.30 h Vortrag von Johannes Rohloff, anschl. Diskussion
10.30 Uhr Pause
10.45 – Ein Wort zu Lacan …
11.15 h Anmerkungen zum psychoanalytischen Hintergrund bei Žižek
Bettina Klix, Berlin
11.15 h – Wie können wir mit Heilserwartungen leben?
Textarbeit zu Arbeiten von Slavoj Žižek
Arbeitsgruppen mit Bettina Klix, Johannes Rohloff und Martin Knechtges
12.30 h Mittagessen
15.00 h – Bei frischer Luft betrachtet
Spaziergang durch die Gemeinde
17.00 h Teepause
17.30 Uhr Fortsetzung der Textarbeit (in Gruppen)
18.30 Uhr Abendessen
19.30 h – SYMPOSIUM
22.00 h Sollten wir auf Heilserwartungen gänzlich verzichten
und wenn ja, warum?
Sonntag, 10. Juni 2012
10.00 h – Frühstück und Schlussdiskussion
11.30 h Ende der Veranstaltung
Die Teilnahme ist für Schüler und Studierende bis 27 Jahre kostenfrei. Anmeldungen unter Angabe von Namen, Alter und Adresse an ja@katholische-akademie-berlin.de ! Anmeldeschluss ist der 31. Mai 2012