Eine Veranstaltung in der Reihe „Listen to the East!“.
Auch wir im Westen empfinden die andauernde Ungewissheit in Bezug auf einen Angriff als äußerst belastend – aber wie erleben die Menschen in der Ukraine die derzeitige Verschärfung der Bedrohung durch russische Truppen? Wir möchten mehr über die derzeitige Situation und ihre Auswirkungen auf das alltägliche Leben erfahren und sprechen mit:
Nachtrag:
Seit der Veranstaltung erreichte Renovabis am 1. März folgende Botschaft von Pfarrer Sokhan, die wir ausdrücklich veröffentlichen dürfen.
Sehr geehrter Herr Dr. Dahm,
vielen Dank für Ihre Nachricht, für die Verbundenheit, für die große Interesse über die Situation in der Ukraine, und vor allem für die Möglichkeit darüber zu berichten, damit die schwere Lage von vielen Menschen hier in der Ukraine bekannt machen.
Am Donnerstag dem 24. Februar Morgen Früh haben wir über den Kriegserklärung vom Putin und Luftangriffe auf Kiew mitbekommen. Wir waren zunächst schockiert und wussten nicht, was wir machen sollen. Bis frühen Nachmittag haben wir über die Nachrichten die Situation eingeschätzt, einige Sachen eingepackt und eine Entscheidung getroffen, den Kiew zu verlassen und nach Ivano-Frankivsk in der Westukraine zur unseren Eltern und meine Heimatdiözese zu kommen. Unterwegs haben wir noch einen Bekannten Priester von Kiewer Nachbarstadt zur seine Familie im Lemberg gebracht. Wir waren einen Kampfgebiet vorbei gefahren. Es gab unglaublich große Stau unterwegs (wir brauchen 15 Stunden allein um Kiew zu verlassen!). Nach 30 Stunden nonstop Unterwegs sind wir am Freitag Abend gut und sicher nach Ivano-Frankivsk angekommen. Einige Minuten vor unseren Einfahrt in Ivano-Frankivsk war noch eine Luftattacke … Trotzdem sind wir hier relativ sicherer, als in Kiew.
Unterwegs haben wir uns Gedanken gemacht, was sollen wir weiter tun und wo können wir einen sicheren Unterkunft finden, und haben natürlich über Deutschland gedacht, wo unseren Freunden aus ein Unterkunft angeboten. Nach dem wir beim Eltern ausgeschlafen und etwas erholt haben, haben wir eine Entscheidung getroffen doch hier in unsere Heimat und mit unseren Eltern zu bleiben. Wir möchten uns hier vor Ort für die Hilfe einsetzen. Ich habe den Diözesen Kiew und Ivano-Frankivsk meine Hilfe bei der Kommunikation mit den deutschen Partner oder auch konkret vor Ort angeboten. Wir sind mit meine Frau auch beim hiesigen Caritas mit unsere Hilfsbereitschaft gemeldet. Sie organisieren Unterkunft für Binnenflüchtlingen und warmes Essen für die Menschen. Außerdem versuchen wir mit Freund ein größeres Hilfsprojekt in anderen dringenden Notbereichen zu organisieren.
Ab und zu gibt es hier auch die Alarmsirene über den möglicherweise Luftangriff. Dann müssen wir alle in einen sicheren Ort in Keller oder Badezimmer uns verbergen.
Besonders haben wir uns über die mutige Entscheidung vom deutschen und weiteren Regierungen über die Waffenlieferung, SWIFT und weiteren großartigen Sanktionen und Unterstützung gefreut. Es wird natürlich euren Bürger viel kosten, aber sicherlich nicht das Menschenleben, das wir jetzt vielfach zahlen müssen. Ein großer und herzlichen Dank und Respekt euch allen dafür!!
Es gibt schon jetzt eine große Zahl der ukrainischen Flüchtlinge in Europa und in der Ukraine selbst. Wir bitten euch diesen Menschen euren Herz und Haus zu öffnen, wie ihr es könnt, und wie auch wir immer gastfreundlich in unseren Land euch empfangen haben! An der ukrainischen Grenzen stehen tausende Menschen, die kein Unterkunft und Verpflegung haben. Caritas Drohobych dort in der Einsatz ist, und brauch dringend eine Hilfe vom Zelten, Decken, Stomanlage, Warmesessen, Brot oder Mehl, Ärztepflege … Vielleicht könnt ihr ein Einsatz vom Feuerwehr oder Rettungsdienst auf unsere Seite der Grenze zu organisieren …
Mit freundlichen Grüßen aus Ivano-Frankivsk
Ivan Sokhan