“Ich schaue genau. Lese die Buchstaben, dann die Sätze, bis ich sie wortlos verstehe und ins Selbstverständliche vergesse, ins Selbstverständliche des Seins, des Daseins.” (Rico Mark)
Den Koran kann man hören, man kann ihn lesen und zu verstehen suchen. Aber ist vielleicht noch anderes möglich? Im Umgang mit der Bibel ist – als eine von sehr vielen möglichen Formen – „Bibliodrama“ entstanden, ein Sammelbegriff für jede Art von leiborientierten ganzheitlichen sowie erfahrungsbasierten Zugängen zur Bibel. Die Erzählungen und Texte der Bibel werden dabei erspielt, erfühlt und mit den Lebenserfahrungen der Spielerinnen und Spieler verbunden.
Tolou Khademalsharieh und Dirk Harms sind der Auffassung, dass man einen ähnlichen Zugang zum Koran erproben kann. Sie haben es selbst (zunächst noch online) im Rahmen einer Veranstaltungsreihe bei der ‚Gesellschaft für Bibliodrama‘ (GfB) schon ausprobiert. Dabei entstand ein fruchtbarer Austausch, der neue Horizonte eröffnet und ein besonderes, tiefgründiges und ganz persönliches Verständnis des Korans hervorruft: eine Erfahrung.
Diese Erfahrung wollen sie nun mit weiteren Interessierten teilen und für noch mehr Menschen erfahrbar werden lassen.
Eingeladen sind zu diesem Workshop alle, die sich auf diese Erfahrung einlassen wollen. Sie müssen weder gläubig sein noch sich mit dem Koran auskennen oder schon einmal Theater gespielt haben. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich – nur die Lust am Mitmachen, Mitdenken, Spielen und Explorieren (und dafür bequeme Kleidung).
Tolou Khademalsharieh ist promovierte Islam-Theologin (Uni Paderborn), spezialisiert im Bereich der Koranexegese. Sie hat einen historisch orientierten philologischen und literaturwissenschaftlichen Zugang zum Koran. Durch ihre Freizeitaktivitäten entdeckte sie das Potential der Leibarbeit für Erkenntnisprozesse und so lernte sie Bibliodrama kennen. Seitdem erforscht sie, inwiefern ein ähnlicher Zugang zum Koran Islam-theologisch denkbar ist, wie diese theoretisch-methodisch fundiert werden kann und welche praktischen Umsetzmöglichkeiten dafür sich eignen würden. Abgesehen von Literaturrecherchen und -lektüren treibt sie ihre Forschungen nicht nur durch Teilnahme an diversen Bibliodramen voran, sondern auch durch “Learning by doing”.
Dirk Harms ist ausgebildet als Theaterpädagoge BuT und Bibliodramaleiter GfB und wurde qualifiziert in Körper- und Bewegungstherapien. Seit 2004 macht er eine Ausbildung bei Ursula Schorn (Berlin) in Life/Art Process. Er ist zudem evangelischer Theologe. Seit 1996 leitete er diverse Theatergruppen mit Strafgefangenen, Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Dabei entstanden insgesamt knapp 30 Inszenierungen. 2021 gründete er mit Pauline Dalkowski das Kofferweltentheater für Kinder und Jugendliche. Theater und theatrale Arbeit ist für ihn ein Weg der Forschung und „eine Art anthropologischer Expedition (…), die bekannte Gebiete und selbstverständliche Werte hinter sich läßt, also jene Orte aufgibt, wo das Reichen der Hand ein Zeichen des Grußes ist, das Erheben der Stimme ein Symptom des Ärgers, wo Komödie eine heitere Aufführung bedeutet…“ (Eugenio Barba).