Die Hoffnung auf eine friedliche Welt ist unstillbar und wird täglich enttäuscht. Selbst in den vergleichsweise friedlichen westlichen Gesellschaften sorgen sich viele um den inneren Frieden. Die Furcht vor Terrorismus und die Angst vor einer Zurückdrängung des staatlichen Gewaltmonopols aus Teilen des öffentlichen Raums lassen gewohnte Sicherheitsgefühle wanken. Kriege sind „vor die Haustür“ gerückt. Wer Frieden schaffen oder erhalten will, muss die Wege in kollektiv herrschende Gewalt und ihre Antriebsmächte genau betrachten. Was ist notwendig für den Erhalt von Zivilität, und was bedroht diese?
Prof. Dr. Jörg Baberowski bekleidet den Lehrstuhl für Geschichte Osteuropas am Institut für Geschichtswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin. Er publizierte zahlreiche Veröffentlichungen zur Geschichte des Stalinismus und erforscht insbesondere die Mechanismen von Gewalt- und Terrorherrschaft. In seiner Monographie „Räume der Gewalt“ reflektiert er am Beispiel unterschiedlicher kriegerischer Episoden und gewalttätiger Exzesse in der jüngeren europäischen und außereuropäischen Geschichte die Bedingungen, unter denen Gewalt zu einer normalen Handlungsweise für viele wird. Gewalttätigkeit erscheint nicht als pathologischer Rückfall aus einem fortschreitenden Zivilisationsprozess, sondern als Handlungsmöglichkeit, die jederzeit eine „Ordnung der Gewalt“ etablieren kann.