In seinem 1908 veröffentlichten Essay „A Neglected Argument for the Reality of God“ verbindet der amerikanische Philosoph, Mathematiker, Logiker und Naturwissenschaftler Charles S. Peirce das theoretische Denken Gottes mit der Wirklichkeit konkreter Gotteserfahrungen. Begriffsarbeit und Erfahrung zu trennen, wäre aus seiner Sicht fatal.
Religiöse Erfahrungen sind in dieser Perspektive dann aber nicht mehr irgendein seltsamer Sonderbereich unserer Wirklichkeit, sondern der Prüfstein eines angemessenen und integralen Verständnisses von Rationalität. Eine Theorie wissenschaftlichen Forschens muss sich daran messen lassen, dass sie Phänomene der Wirklichkeit (also etwa auch den Gottesglauben) angemessen beschreibt, statt sie bloß reduktionistisch aufzulösen.
Vor diesem Hintergrund stellt Peirce die Frage: Kann im Horizont moderner Naturwissenschaft und Logik noch intellektuell redlich von Gott gesprochen werden? Er bejaht das und entwickelt einen komplexen neuen Gottesbeweis im Dialog von Wissenschaft und Religion, den er das „vernachlässigte Argument“ nennt. Die Logik des Glaubens wird darin zum Testfall und Modell einer generellen Theorie des Forschens. In diesem „experimentellen ontologischen Beweis“ klingen jedoch zugleich Motive der Gottesmystik Simone Weils an.
Charles Peirce’s 1908 article, “A Neglected Argument for the Reality of God,” continues to be neglected by many theologians and philosophers of religion who overlook the relevance of Peirce’s thought to their inquiries. Among Peirce scholars who do take note of the article, it is frequently misinterpreted, most often as representing a modern version of the argument from design. In these remarks, I suggest that it ought best to be understood as a rather idiosyncratic version of the ontological argument. As such, it more closely resembles Simone Weil’s sketch of an “experimental ontological proof” than it does Anselm’s classical version. My “friendly guide” to the article is intended to show how Peirce’s experiment exposes the link between his philosophy of religion and his mature theory of scientific inquiry.