Der in Notre Dame lehrende Religionsphilosoph und Erkenntnistheoretiker Alvin Plantinga hat mit seinem Hauptwerk „Warranted Christian Belief“ im Jahr 2000 eine der einflussreichsten religionsphilosophischen Schriften der letzten Jahrzehnte vorgelegt. In diesem Buch, das zur Zeit ins Deutsche übersetzt wird, weist Plantinga jene zeitgenössischen Einwände zurück, wonach der christliche Glaube schlecht begründet oder generell unvernünftig sei.
Er geht in seinen Überlegungen damit neuerlich eine Aufgabe an, der sich die Schule der sog. Natürlichen Theologie seit Jahrhunderten widmet, hinterfragt aber deren Annahme, dass es rationaler Argumente für die Existenz Gottes zur Rechtfertigung des Glaubens (‚Gottesbeweise‘) bedürfe. Sollte es Gott tatsächlich geben – so Plantinga – dann gibt es für Christen keine Pflicht, für die Inhalte ihres Glaubens zu argumentieren. Religiöse Annahmen sind in diesem Fall unmittelbar gerechtfertigt!
Eingebettet in eine Fachtagung anlässlich der Übersetzung von Plantingas Hauptwerk, die an der Katholischen Akademie in Zusammenarbeit mit der Universität Siegen Anfang Oktober stattfindet, wird die öffentliche Podiumsdiskussion versuchen, einerseits die Position Alvin Plantingas plausibel vorzustellen und zu erörtern, andererseits aber auch über die systematische Frage einer ‚rationalen Begründung des Glaubens‘ streiten. Ansgar Beckermann (Bielefeld) und Christoph Jäger (Innsbruck) steigen hierzu in den Ring, moderiert von der Berliner Religionsphilosophin Anita Renusch, die das Gespräch gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen im Forschungscluster Glauben und Gründe vorbereitet hat.