Die europäisch-jüdische Selbstdefinition erfolgte in der Neuzeit mit historischen und philologischen Methoden, um das Judentum in erster Linie im Verhältnis zum Christentum zu definieren. Doch auch jüdische Gelehrte der „Wissenschaft des Judentums“ interessierten sich intensiv für den Islam und wurden zu prominenten Gelehrten, insbesondere des Korans. Gleichzeitig sollten die jüdischen Gelehrten das Judentum nicht einfach in die akademische Agenda der europäischen Theologen und Orientalisten einfügen, sondern deren Methoden und Schlussfolgerungen in bedeutender Weise in Frage stellen. Der Abend erkundet die politischen Implikationen der jüdischen Gelehrsamkeit und die Parallelen zur Kritik der arabischen Intellektuellen der nahda (arabische Renaissance) an der europäischen Moderne, die in derselben Zeit geübt wurde.
Zwei öffentliche Abende mit Susannah Heschel und Dominique Bourel wollen eine Spurensuche und ein Zwiegespräch zwischen jüdischem und katholischem Orientalismus anstoßen, um in vergleichender Perspektive mehr über diese parallel stattfindende Faszination für den Orient zu erfahren.