Ob „regretting motherhood“, Hebammenmangel, Pränataldiagnostik oder Reproduktionsmedizin – kaum ein Tag vergeht, an dem die Sorgen von Eltern nicht in den Medien diskutiert werden. War Elternschaft einst eine naturbestimmte Selbstverständlichkeit, ist sie heute – zumindest in den westlichen Industrienationen – meistens Resultat von bewußten Entscheidungsprozessen. Sie läßt sich nicht mehr als Teil eines biologischen Gattungsprozesses oder bloße Erfüllung einer sozialen Rolle verstehen, sondern als Ausdruck einer durch die Ideale der Autonomie und Authentizität geprägten individuellen „Lebensform“. Die Beziehung zum Kind verspricht Liebe, Glück und Sinngebung. Dennoch konfrontieren Zeugung, Schwangerschaft und Geburt als physische und existentielle „Grenzsituationen“ (Karl Jaspers) uns Menschen nach wie vor mit unserer unhintergehbaren Natürlichkeit und Leiblichkeit, derer wir versuchen, durch medizinische Kontrolle und technische Kompensation Herr zu werden.
Mit einer Reihe von drei Podiumsdiskussionen will die Katholische Akademie die gegenwärtige Situation der Elternschaft vom Kinderwunsch über Schwangerschaft und Geburt bis hin zum verwirklichten Familienleben nachvollziehen. Im Fokus der theologischen, philosophischen, natur- und sozialwissenschaftlichen Perspektiven soll dabei das Verhältnis von Natur, Geist und Technik, von existentieller Betroffenheit und wissenschaftlicher Distanz, von Selbstbestimmung, Bindung und Verantwortung stehen.