Die Philosophen Magnus Schlette und Eva-Maria Düringer stellen im öffentlichen Teil des Kolloquiums ihre Thesen zu den religionsphilosophischen Anregungen von Iris Murdochs Werk vor und diskutieren diese in einem anschließenden Podiumsgespräch.
Iris Murdoch (1919-1999) wirkte als hoch gepriesene britische Schriftstellerin und gilt als eine der bedeutendsten Philosophinnen des 20. Jahrhunderts. Als Atheistin bezeichnete sie Religion als „nicht mehr tragbar“ in der heutigen Zeit. Dennoch widmete sie sich intensiv dem Nachdenken über Religion, insbesondere den Folgen des Rückgangs des Christentums. „Das Christentum ist nicht so sehr aufgegeben, sondern einfach unbekannt“, schrieb sie bereits 1970. Der Verlust des Glaubens ist eine Krise, die sie in ihren philosophischen Schriften, insbesondere in Metaphysics as a Guide to Morals, ausführlich thematisiert. Der Niedergang der Religion und der immer stärkere Einfluss von Wissenschaften und Technik konfrontiere uns mit akuten ethischen Fragen. In den Händen von Philosophen werde Ethik jedoch lediglich zu einem weiteren epistemischen Rätsel. Lebensführung und die Frage nach dem Selbst gelte es deshalb als philosophische Herausforderung an der Schwelle von Glauben und Denken neu zu entdecken.
Unter dem Titel „Die Souveränität des Guten. Iris Murdoch und die Folgen“ lädt das 18. Berliner Kolloquium Junge Religionsphilosophie zur Begegnung mit einer der faszinierendsten Philosophinnen des vergangenen Jahrhunderts ein sowie zur Erkundung der religionsphilosophischen Implikationen und Anregungen ihres Denkens.