Wie man den Tisch deckt
22. Mrz 2024
Falls Sie Ihre muslimische Gemeinde/Nachbarn/Freunde auch zum Fastenbrechen einladen wollen, geben wir Ihnen gerne einige unserer Erfahrungen weiter:
– Keine Angst vor Fehlern und Fauxpas! Wir können Ihnen schöne Geschichten erzählen, was uns alles schon passiert ist und von den Gästen freundlich weggelacht wurde.
– Ein Fastenbrechen ist die Einladung zum Essen zu der Zeit, wo die Sonne untergeht. Nicht mehr und nicht weniger.
– Wir haben festgestellt, dass unsere muslimischen Freundinnen und Freunde gerne als erstes eine Dattel essen (denn so hat dies Mohammad auch getan) und großen Durst haben. Es wird bei unseren Abenden, so berichten es die Kellner, viel Wasser und sehr gern Orangensaft getrunken. Tee am späteren Abend kommt auch gut an.
– Wenn Sie Fleisch anbieten, sollte es lieber halal sein. Außerdem sollte das Essen weder Gelatine noch Alkohol enthalten. Buffet funktioniert gut.
– Im Laufe des Abends haben viele Gäste das Bedürfnis zu beten. Dazu braucht es: einen sauberen Boden und Platz. Wir haben mal vor längerer Zeit Flickenteppiche angeschafft, die dafür benutzt werden. Manche Gäste bringen auch einen dünnen „Teppich“ (bzw. ein Tuch) selbst mit.
– Wir haben gute Erfahrungen mit folgendem Programm: kurze Koranrezitation (das ist nicht zwingend notwendig, wird aber sehr geschätzt), anschließend eine schöne (!) Lesung des deutschen Korantextes, evtl. ein Gebetsruf, danach ein kurzes Tischgebet und dann: Essen für alle!
– Wenn sich die Gäste untereinander noch nicht kennen und vielleicht auch zunächst kein gemeinsames Gesprächsthema haben, können Sie helfen: Sie können (durch Los oder Zuweisen) die Sitzordnung durchmischen oder versuchen, schon beim Ankommen Menschen miteinander bekannt zu machen. In der Akademie gibt es auch noch ein Programm vorab (einen kurzen Vortrag; eine Preisverleihung o.Ä.), das Gesprächsthemen bietet. Oder aber man kann auf dem Tisch liegend Fragen für ein Glaubens-Speed-Dating vorbereiten: Welcher Satz aus deiner Heiligen Schrift sagt dir gerade sehr viel/ist dir im Ohr? In welcher Situation war dir dein Glaube besonders wichtig? Welche Person in deinem Leben hat dich (und deinen Glauben) sehr geprägt? Welcher Ort?…
Und das noch: unter Musliminnen und Muslimen gibt es genauso viel Vielfalt wie im Christentum. Belehren Sie niemals ihr Gegenüber über seinen Glauben. Freuen Sie sich über alle Einblicke, die der andere Ihnen gewährt. Es ist ein Geschenk, das man nicht einfordern kann.
Viel Freude – und guten Appetit!
© Katrin Visse, Katholische Akademie in Berlin
Dokument als pdf zum Download: Fastenbrechen_Tisch decken_final.