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PARADISO BRUTO – Ausstellung verlängert bis 30.08.2024

15. Mai 2024

Wir laden ein zur Ausstellung PARADISO BRUTO mit Gemälden von Filip Zorzor und Skulpturen von Friedemann Grieshaber in der Kirche St. Thomas von Aquin sowie im Mariengarten und im Kunstgarten auf den Katholischen Höfen in der Hannoverschen Str. 5 in 10115 Berlin.

Die Ausstellung PARADISO BRUTO spannt den Bogen zwischen zwei paradiesischen Orten: Dem Garten Eden, in dem die Menschen zu Beginn ihrer Existenz gelebt haben, bis sie daraus verstoßen wurden, und jenem zukünftigen Ort eines Himmlischen Jerusalems. Das Bruto wird dabei als eine Art Störung begriffen, die auf das Raue und Ursprüngliche verweist, das dem Paradiso innewohnt. Es findet sich sowohl in der Malerei von Filip Zorzor als auch in den Beton-Skulpturen Friedemann Grieshabers, in denen feine und glatte Partien mit rauen kontrastieren.

In der Kirche St. Thomas von Aquin sowie an der Außenwand zeigt der Maler Filip Zorzor Gemälde und Arbeiten auf Papier während der Bildhauer Friedemann Grieshaber zum ersten Mal den bereits vor zwanzig Jahren angelegten Kunstgarten sowie den Mariengarten mit seinen Skulpturen bespielt.

Im Leben nennt man es Perspektive, in der Malerei Schönheit – Die Bilder aus dem malerischen Kosmos von Filip Zorzor sind Synthesen aus Wahrnehmung und sensibel Erspürtem. Es sind Gemälde menschlichen Seins, gesellschaftlich, politisch, klanglich und sinnlich. Der künstlerische Prozess wird durch Überlagerungen, Überformungen und Überzeichnungen in seinen Bildern sichtbar. Überbordende Raster und vegetabile Formen erzeugen dabei einen entschieden ungegenständlichen komplexen Abstraktionsraum. Das Gemälde Paradiso Bruto – das der Ausstellung ihren Titel leiht – entstand 2012 in Olevano, in jener Landschaft, die einst Pier Paolo Pasolini so nannte, weil sie sich in ihrer Schroffheit etwas Wildes und Archaisches bewahrt hatte, ein widerständiges Paradies. In Zorzors Zeichnungen schauen wir einen reichen Kosmos vegetabiler Formen, gebauter Strukturen, rhizomartiger Geflechte, Kartografien, Ornamentgebilde, geometrische Gewebe – diese wachsen quer durch sein malerisches Oeuvre, wuchern, strukturieren sich neu und unterliegen zahlreichen Metamorphosen.

In dominierendem Grau dagegen erscheinen die Skulpturen Friedemann Grieshabers. Sie sind schlank und hochgewachsen, teils rau und teils glatt. So erzeugen die aus Beton gegossenen Figurationen positive wie negative Räume und gehen in den unendlichen Nuancen des Graus auf. Wiederholungen und Vertiefungen, ursprüngliche Archaik, strenge Konstruktion. Es ist die unzertrennliche Verschränkung von Figur und Architektur, die Beherbergung des einen im anderen, der Raum als Gegebenes und Gestaltetes, im Wechsel von Innen und Außen. Das Thema des Menschen im Gehäuse, der Mensch als Gehäuse, die Verwandlung von Materialität und Geist, ob in der Liegenden Figur – Mutter mit Kind – oder der Grauen Ewigkeit. So kraftvoll wie fragil offenbart sich darin das Geheimnis des Formwillens als ein Prozess des Ordnens.
Auf berührend schöne Art und Weise begegnen sich im Wechselspiel Irdisches und Paradiesisches und regen an zum Nachsinnen über die Umfriedungen des Hortus Conclusus hinaus.

Filip Zorzor, geboren 1974 in Bukarest, Rumänien, seit 1984 in Deutschland, lebt und arbeitet seit 1995 in Berlin. Nach seinem Abschluss als Meisterschüler bei Bernd Koberling, unterrichtete er u.a. als Gastprofessor für Malerei an der China Academy of Arts, Hangzhou (VR China). Stipendien und Recherche-Reisen führten ihn nach Ostanatolien, Italien und Rumänien. 2015 übernahm er Bühnenbild und Szenografie zu „Komitas“-Musiktheater am Maxim Gorki Theater, Berlin. 2013 / 2012 erhielt er das Villa-Serpentara-Stipendium der Akademie der Künste Berlin. Seine Arbeiten befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen.

Friedemann Grieshaber, 1968 geboren in Ravensburg, lebt und arbeitet in Berlin. Nach einer Ausbildung zum Steinmetz und Auslandsreisen nach Israel und Ägypten studierte er Bildhauerei in Stuttgart und Berlin bei Micha Ullman, Inge Mahn, Lothar Fischer sowie Rebecca Horn. 1998 schloss er an der HdK (UdK) Berlin seinen Meisterschüler ab, erhielt Stipendien aus dem Else- Heiliger- Fonds (EHF), der Konrad- Adenauer-Stiftung, des Bundes und der Akademie der Künste Berlin für die Villa Serpentara, Olevano Romano (I). Er unterrichtet u.a. Bildhauerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und realisierte private und öffentliche Kunst- und Bau-Projekte im In- und Ausland. Seine Arbeiten befinden sich in privatem und öffentlichem Besitz.

Kuratorin: FRIZZI KRELLA, Kunsthistorikerin und Kuratorin

AUSSTELLUNGSDAUER wurde bis 30. August 2024 verlängert | ÖFFNUNGSZEITEN täglich 6 – 22 Uhr

AUSSTELLUNGSORT: Kirche St. Thomas von Aquin, Marien- und Kunstgarten auf den Katholischen Höfen in der Hannoverschen Str. 5 in 10115 Berlin

Eine Kooperationsveranstaltung der Katholischen Akademie in Berlin und der Guardini Stiftung im Forum Guardini.