Wir haben wenig Zeit große Philosophen zu lesen, und im Zweifel verstehen wir sie nicht mal. Wir haben nicht die Zeit, über Gott und die Welt lange nachzusinnen, und wir haben nicht wirklich in die Tiefen geschaut, die unter der Oberfläche des uralten christlichen Glaubens liegen. Wir ahnen sie nur. Kennen vielleicht ein paar, wüssten gerne mehr.
In den Tauchgängen sprechen Theologinnen und Theologen, Philosophinnen, Dichter und Künstler über einzelne Aspekte im Glauben, die sie besonders groß oder schön finden, die sie besonders berührt haben – mal war das ein Film, eine Musik, ein philosophisches Problem. Sie werden es uns erklären, so dass wir es auch verstehen, helfen uns, etwas tiefer zu schauen und wir müssen nichts anderes tun, als: im Sessel sitzen – Bierchen in der Hand – und zuhören.
„Vater unser, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme…“ – so beginnt das wichtigste Gebet der Christen. „Vater unser, der du bist in der Hölle, geheiligt werde kein Name“, macht Thomas Bernhard daraus in seinem ersten Roman „Frost“. Aber das provoziert eigentlich nur, solange die Hintergrundfolie, der biblische Prätext, präsent ist und Menschen etwas bedeutet. Dabei ist das Vaterunser voller Worte und Bitten, die nicht unbedingt leicht von den Lippen gehen: „Vater“, „Reich“, „wir vergeben“…
Cornelius Hell zeigt uns, wie das ist: Das „Vater unser“ zu meditieren und gleichzeitig alles mit offenen Augen zu lesen – Bücher mit kritischen Gedanken und poetischen Bildern, aber auch Gesichter von Menschen und entscheidende Situationen des eigenen Lebens. Er wird erzählen, welche Kollisionen das auslöst, aber auch zu welchen produktiven und provokativen Perspektiven das führen kann.
Denn „Ohne Lesen wäre das Leben ein Irrtum“, sagt Hell von sich und beschreibt, wie ihn das Lesen verändert hat und was ihn immer noch staunen lässt. „Wir sind einander gegenseitig unfaßbar, und das ist der Randbezirk, aus dem das Schreiben gespeist wird und dem es zugleich zum Ausdruck verhilft“, formuliert der französische Schriftsteller und Übersetzer Georges-Arthur Goldschmidt. Auch das Lesen führt zu diesem Innewerden des Individuums. Es öffnet den Blick auf andere – und auf sich selbst.
Cornelius Hell ist Autor, Übersetzer und Kritiker. Zu seinen Büchern gehören u.a. „Christsein auf eigene Gefahr“ (1999), „Lesen ist Leben“ (2007) und „Ohne Lesen wäre das Leben ein Irrtum“ (2019). Nach dem Studium der Germanistik und Theologie war der Österreicher Lektor für deutsche Sprache und österreichische Literatur an der Universität Vilnius. Für seine Übersetzungen aus dem Litauischen ist er mit vielen Preisen ausgezeichnet worden. Cornelius Hell war außerdem Verlagslektor und Leiter des Literaturforums Leselampe in Salzburg, Lehrbeauftragter an der Universität Mozarteum in Salzburg und an den Universitäten Wien, Salzburg und Klagenfurt. Bekannt ist Cornelius Hell außerdem als Autor von mehr als 300 Sendungen für den ORF und den Bayerischen Rundfunk und als ehemaliger Feuilleton-Chef der österreichischen Wochenzeitung Die Furche.