an allen Sonn- und kirchlichen Feiertagen
an allen Dienstagen (in Ferienzeiten gesonderte Zeiten)
Darüber hinaus finden in St. Thomas v. Aquin regelmäßig Gottesdienste in Verantwortung des Erzbischöflichen Ordinariates statt:
an allen Sonntagen - every Sunday
Die Eucharistiefeier in englischer Sprache in der Kapelle der Katholischen Akademie findet bis auf Weiteres an jedem Sonntag im Monat um 10 Uhr statt. Besuchen Sie bitte die Webseite der Englischsprachigen Katholischen Mission für Informationen darüber, wo Sie die Eucharistiefeier in englischer Sprache besuchen können. Sie haben auch die Möglichkeit virtuell mit uns die Liturgie zu feiern: www.english-mission-berlin.de
Der Kirchenbau ist von außen als solcher nicht sofort zu erkennen und ist doch Herzstück der gesamten Anlage. Er wurde in Zusammenarbeit zwischen Prof. Norbert Radermacher und den Architekten Thomas Höger und Sarah Hare in kurzer Bauzeit fertiggestellt.
Jürgen Tietz schreibt seiner Baubeschreibung in „das münster“ 2/2001:
Die Kirche hebt sich als rechteckiger steinerner Kubus deutlich vom Altbau der Katholischen Akademie und dem Hotelneubau ab und steht als eigener Baukörper zwischen seinen zwei Nachbarn. Auch in ihrer Materialität unterscheiden sich die Bauten deutlich voneinander: dem hellen Verputz des Altbaus und den gelben Ziegeln des Hotels stellt die Kirche eine massive Mauer aus hellen Granitsteinen gegenüber. Während die meisten mit Naturstein verkleideten Bauten des neuen Berlin nur über eine wenige Zentimeter dünne Natursteintapete an der Fassade verfügen, sind die Mauern von St. Thomas von Aquin aus 60 cm langen und nur 4,5 cm flachen Steinen aufgemauert worden. Durch ihre harte, raue Oberfläche besitzen die Steine einen ganz eigenen individuellen Charakter. Zwischen die Steine haben die Architekten Glasplatten eingefügt, die die gleichen Abmessungen wie die Granitsteine besitzen. Während im unteren Bereich der Kirche nur wenige dieser flachen Glassteine vorhanden sind, nimmt ihre Zahl zum Dach hin deutlich zu. Aus dem Zusammenspiel zwischen Natur- und Glassteinen, Transparenz und Abgeschlossenheit, Reflektion und Absorption entsteht ein abstraktes Muster auf der Kirchenwand. Doch die Glassteine führen noch zu einem weiteren Effekt: Durch sie kann tagsüber ein diffuses Licht in den Andachtsraum dringen. Nach dem Einbruch der Dämmerung dreht sich dieser Effekt um: Dann beginnt die Kirche, von innen heraus zu leuchten.
Neben der trennenden Materialität gibt es aber auch ein verbindendes Element zu den beiden angrenzenden Bauteilen. So legt sich im Erdgeschoss ein Wandelgang aus eckigen weißen Betonpfeilern um den Baukörper. Ein Glasdach schützt ihn vor Witterungseinflüssen. Neben seiner Funktion, die Bauteile miteinander zu verbinden, weckt der Wandelgang aber auch die Assoziation an eine moderne Interpretation eines Kreuzganges.
Im Inneren von St. Thomas von Aquin bildet ein großer Baldachin das Dach der Kirche. Die vier „Beine“ des Baldachins sind in die Ecken des Kirchenraumes eingestellt. Doch zwischen der Deckplatte des Baldachins, die das Kirchendach bildet, und den Außenmauern gibt es einen schmalen Schlitz. Er wurde als Oberlicht verglast und lässt zusätzliches Licht in den Andachtsraum.
Der Altar besteht wie die Wände aus Granitplatten. In seiner schweren, rauhen Materialität besitzt der Kubus eine archaische Note. Schmale Schlitze zeichnen jeweils die Mitte der Altarseiten aus und gliedern ihn in vier Blöcke, die von der der obersten Platte, die die Mensa bildet, optisch zusammengehalten werden. Dem massiven Altar steht die betont filigrane Gestaltung des Ambo (Lesepult) gegenüber. Seine schwarzen Eisenstäbe sind von einer feinen Patinaschicht überzogen, die Buchablage ist aus massiver Mooreiche gefertigt worden. Einen dritten Akzent setzt der Tabernakel, der Aufbewahrungsort für die während der Meßfeier konsekrierten Hostien. Das sogenannte Allerheiligste erinnert den gläubigen Christen an die beständige Gegenwart Christi in unserer Welt. Der Tabernakel ist entgegen den Üblichkeiten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht seitlich versteckt, sondern ähnlich wie in Barockkirchen absolut zentral positioniert. Er befindet sich etwa in Augenhöhe in der Mitte der Rückwand und ist von Norbert Radermacher entworfen worden. Mit seiner goldglänzenden Oberfläche scheint der Tabernakel vor der hellen Granitmauer zu schweben und zieht die Blicke des Eintretenden wie von selbst auf sich. Ergänzt wird diese Trias von Altar, Ambo und Tabernakel durch ein schlankes Vortragekreuz neben dem Altar. Die Arme des Kreuzes sind aus massivem Elfenbein, ein Bergkristall verbindet sie mit dem Tragestab aus Mooreiche. Ähnlich wie das schwere Elfenbeinkreuz scheinen die Altarkerzen, die vor der Rückwand aufgestellt sind, wie mühelos auf sechs zarten gußeisernen Altarleuchtern zu schweben. Ein siebter Leuchter trägt, direkt neben dem Tabernakel platziert, das sogenannte Ewige Licht, das die eucharistische Gegenwart Christi in der Kirche anzeigt.
Der Kirchenbau ist steingewordener Brückenschlag: der galizische Granit aus Santiago de Compostela, der in feine „Ziegel“ geschnitten und in antikisierender Technik vermauert wurde, spricht durch die Massivität der Mauer und die kubische Bauform eine pointiert moderne Sprache.
Gleichfalls modern wirkt die Möblierung der Kirche: Priestersitz, Hocker für die Meßdiener und die Kirchenbänke sind wie provisorisch auf dem hellen Granitboden abgestellt und nicht fixiert. So soll einer möglichst vielfältigen Nutzung der Kirche Rechnung getragen werden. Zum anderen aber auch die Vorläufigkeit des Gotteslobes symbolisiert werden. Die Gestalt der sich zum Gebet sammelnden Gemeinde ist eine stets wandelbare. Neben der massiven Materialität von Altar und Wänden, die die Überzeitlichkeit manifestieren, betont die Variabiliät der Ausstattung ein fließendes Moment des Selbstverständnisses der Kirche. Leuchter, Ambo, Kreuz oder die vier schlanken Deckenfeiler versuchen gar die Gesetze der Schwerkraft aufzuheben und geben dem Raum eine angedeutete schwebende Dimension.
Die puristische Kirchenausstattung aus schwarzem Multiplex-Material (Atelier Axel Kufus) wirkt hart und expressiv, die Materialien im Altarbereich: Elfenbein, Bergkristall, Gold und schwarze Mooreiche umrahmen den monolithischen Altar und umgeben ihn mit einer zarten Aura, die von den Glassteinen in den Mauern aufgenommen wird. Das gleiche gilt auch für die liturgischen Gefäße für die Zelebration aus Bergkristall, Gold- und Silberlegierungen (sämtliche Entwürfe Norbert Radermacher). Die subtile Lichtführung der Architektur, die das natürliche Licht benötigt, haucht dem schroffen Stein Leben ein, ohne ihn verstecken, verputzen oder ummanteln zu müssen. Auch hier wird ein Brückenschlag zwischen kostbarem, archaischem Material und zeitgenössischer Form angestrebt.
Seit der Kirchweihe finden sonn- und feiertags und zu vielen Gelegenheiten auch unter der Woche Gottesdienste in der Akademiekirche statt. Hier wird eine andere Brücke geschlagen, als jene zwischen vergangenen Zeiten und Materialien und moderner Bauform, es ist die der christlichen Liturgie, die eine Verbindung stiften will zwischen verschiedenen Menschen und Gruppen, vor allem aber zwischen Mensch und Gott, zwischen Erde und Himmel. Auf diese liturgische Brückendimension verweist der expressive Baukörper der Akademiekirche und damit indirekt auch auf die Aufgabe einer Katholischen Akademie.
Der feierlichen Gestaltung dieser Gottesdienste kommt die 2000 von der Firma Werner Bosch, Niestetal, erbaute Orgel entgegen. Sie wurde bewusst nicht mit der Architektur verbunden, sondern frei in den Raum gestellt.
Neben der liturgischen Brückenfunktion, Ort des gemeinsamen Gotteslobes zu sein, erfüllt die Akademiekirche noch eine weitere: sie liegt geschützt und ist dennoch leicht erreichbar – sie ist ein ständig offener Andachtsraum für das private Gebet inmitten einer säkularen Großstadt. Die zentrale und dominierende Platzierung des Tabernakels hinter dem Altar kommt diesem Zweck ausdrücklich entgegen. Der durch Material und Beleuchtung wie von selbst strahlende Aufbewahrungsort des Allerheiligsten und die konzentrierte und herbe Atmosphäre des Kirchenraums laden Mitarbeiter der Akademie, Gäste und Besucher ein, Gott einen Moment der Anbetung oder sich selbst einen Moment des Atemholens zu gönnen.
Die brennenden Opferkerzen bei der Marienfigur (Arbeit des niederrheinischen Bildhauers Jörg Lederer, ca. 1540-1560) auf der vom Eingang aus rechten Seite machen deutlich, wie sehr der Raum von den Menschen als Ort des Gebetes angenommen worden ist.
Die Menge der nötig gewordenen Sitzgelegenheiten, die den Raumeindruck leider etwas einschränken, zeigt gleichfalls an, dass die Akademiekirche in den ersten zehn Jahren ihres Bestehens zu einem intensiv genutzten Gottesdienstort geworden ist.
Ein Jahr nach der Weihe der neuen Akademiekirche St. Thomas von Aquin konnte im Herbst 2000 auch die neue Orgel in Dienst genommen werden. Das Instrument wurde von Firma Werner Bosch Orgelbau aus Niestetal bei Kassel erbaut, die bereits 1995 für die damalige Hauskapelle der Katholischen Akademie eine Orgel geliefert hatte. Die neue Orgel wurde in den Sommermonaten in der Niestetaler Werkstatt vorgefertigt und innerhalb von 2 ½ Wochen im Oktober eingebaut und intoniert. Sie erklang zum ersten Male im Festgottesdienst zum 10jährigen Jubiläum der Katholischen Akademie am 27.10.2000 und wurde am 3. Adventssonntag, den 17.12.2000, mit einem festlichen Gottesdienst und anschließendem Konzert eingeweiht.
Die Akademiekirche mit ihrer nur locker aufgestellten Einrichtung ist ein Sinnbild des pilgernden Gottesvolkes – mit dieser künstlerischen Konzeption war die Notwendigkeit einer notgedrungen fest installierten Orgel zunächst nur schwer zu vereinbaren. In enger Zusammenarbeit zwischen Orgelbauer und Orgelsachverständigen einerseits (die aufgrund der musikalischen Anforderungen an das Instrument in Liturgie und Konzert ein gewissen Platzbedarf einfordern mussten) und dem für das Gesamtkonzept der Kirche verantwortlich zeichnenden Künstler und dem ausführenden Architektenbüro andererseits konnte jedoch eine optische und klanglich überzeugende Lösung gefunden werden, die schließlich zehn Register auf zwei Manualen und Pedal ermöglichte.
Um das Instrument trotz des knappen zur Verfügung stehen Raumes zweimanualig ausbauen zu können, fand man eine ungewöhnliche Lösung: Das Hauptwerk konnte aufbauend auf einem Prinzipal 8’ mit sieben Registern stattlich durchaus ausgestattet werden. Das Nebenmanual wurde als Echowerk unter dem Hauptwerk direkt hinter der Spielanlage platziert, aufgrund des beschränkten Platzes verfügt es nur über zwei Register, wobei die größten Pfeifen liegend im Orgelgehäuse angeordnet werden mussten. Dies hatte auch Konsequenzen für die Spielanlage: Das Hauptwerk wird deshalb vom II. Manual, das Echowerk mit dem I. Manual angespielt. Das Pedalwerk blieb auf einen Subbaß 16’ beschränkt, der in zwei Etagen hinter der Orgel Aufstellung fand.
Die ausgewählte Disposition ermöglicht Brillanz, Kantabilität und Gravität in dem durch die Größe des Instruments vorgegebenen kammermusikalischen Rahmen. Die für eine Orgel mit 10 Registern ungewöhnlich großzügige Ausstattung mit 8‘-Registern ermöglicht jedoch auch die Wiedergabe von romantischer und moderner Orgelliteratur. Darüber hinaus vermag die Orgel mit ihrer Klangschönheit und ausgeglichenen Intonation die an diesem Instrument amtierenden Organisten bei der Improvisation zu inspirieren und die hörende und singende Gemeinde zu erfreuen.
Dr. Dietmar Hiller