Dass dem Störenfried, dem „puer robustus“, im Raum des Politischen eine entscheidende Rolle zukommt, daran besteht in der Ära von Donald Trump nur wenig Zweifel. Phänomene wie Terrorismus und religiös imprägnierter Fundamentalismus legen zudem den theologischen Subtext einer solchen Figur frei.
Bei Suhrkamp publizierte Dieter Thomä jüngst seine beeindruckende Ideengeschichte des „puer robustus“ als dem „heimlichen Hauptdarsteller der Moderne“. Er verfolgt dessen Spur als Held oder Schreckbild von Hobbes über Rousseau zu Marx, Freud, Carl Schmitt und bis in die chinesische Kulturrevolution. Der Störenfried begegnet dabei als kritischer Einzelner, der gegen eine etablierte Ordnung aufbegehrt, zugleich aber Wahrheit wieder als Richtmaß des Politischen reklamiert.
Wo verlaufen die Grenzen einer liberalen Gesellschaft angesichts der Herausforderung durch Einzelne, die mit oder ohne Gewalt Widerstand leisten? Und welche Perspektive eröffnet ein solches Nachdenken auf die Rolle der Religion innerhalb demokratischer Gesellschaften? Solche Fragen werden der Theologe Wolfgang Palaver und der Politikwissenschaftler Harald Bluhm im Gespräch mit Dieter Thomäerörtern.