Der Erste Weltkrieg gilt als die große Zäsur am Anfang des letzten Jahrhunderts. Trifft das auch auf den Katholizismus in Deutschland zu, oder sollte man eher von Kontinuitäten und gleitenden Übergängen sprechen? Prof. Dr. Siegfried Weichlein eröffnet den Abend mit einem Vortrag, der die Kräfte und großen Linien aufzeigt, die für den deutschen Katholizismus in dieser Umbruchszeit maßgeblich waren. Welche Erschütterungen und neuen Bewegungen brachten die Erfahrungen des Krieges und des Zusammenbruchs der Monarchie für die Kirche und die Katholiken in Deutschland mit sich? Welche neuen Frömmigkeitsformen wurden virulent und welche Auswirkungen ergaben sich für den sozialen und politischen Katholizismus? Neben den durchgehenden Linien und den dominanten Strömungen stechen einzelne Bewegungen hervor und es treten katholische Intellektuelle auf, die sich nicht leicht verorten lassen. Dr. Lorenz Jäger stellt zur Eröffnung des anschließenden Gesprächs markante Beispiele vor. Sind sie Seismographen oder nur Randfiguren – oder beides? Welche Erbschaften aus dieser Zeit beschäftigen uns bis heute?
Prof. Dr. Siegfried Weichlein, Universität Fribourg (Schweiz), ist Professor für Zeitgeschichte mit einem besonderen Interesse für die Geschichte des Katholizismus, des Nationalismus, des Föderalismus und der politischen Kultur. Publikationen u. a.: Das Deutsche Kaiserreich 1871-1918 (i. E.), Sozialmilieus und politische Kultur in der Weimarer Republik (1996), Nationalbewegungen und Nationalismus in Europa (2. ergänzte Auflage 2012).
Dr. Lorenz Jäger ist Publizist und Redakteur im Ressort Geisteswissenschaften der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Buchpublikationen u. a.: Hauptsachen. Gedanken und Einsichten über den Glauben und die Kirche (2010), Fromme Übungen (2013).