Das Verhältnis und das Selbstverständnis der Geschlechter hat in den letzten 40 Jahren eine so grundstürzende Wandlung erfahren, dass von einer Revolution zu sprechen wahrscheinlich eher eine Verharmlosung wäre. Man braucht sich nur Werbesequenzen aus den sechziger Jahren mit den waschenden Müttern (in ihrer haushaltlichen Hohheit) und den Versicherung schließenden Vätern (den Ernährern) anzuschauen, um zu ermessen, wie gewaltig die Veränderungen sind. Heute übernehmen Frauen Aufgaben in der Wirtschaft und Männer gestatten sich Väterzeit, um sich in ausgedehnter Weise der Erziehung ihrer Kinder zu widmen.
Ein massiver politischer Kampf des Feminismus hat diese Veränderungen bewirkt. Er beherrscht heute in weiten Teilen den öffentlichen Diskurs und liest sich in etwa so: Der Unterschied zwischen Männern und Frauen ist kulturbestimmt. Einen natürlichen Unterschied, der unterschiedliche Aufgaben in der Gesellschaft, unterschiedliches Fühlen und unterschiedliche Identitäten nach sich zieht, gibt es nicht. Die Unterschiede sind kultureller Art und dienten den Vätern jahrtausendelang als Herrschaftsinstrument, um die Frauen ans Haus zu binden und von öffentlichen sowie geistigen Aufgaben fernzuhalten.
Doch in den letzten Jahren regt sich Widerstand gegen diese Deutung, gegen die zu verstoßen heute schon einem Tabubruch gleichkommt, der öffentliche Abstrafung zur Folge haben kann. Wir gestatten uns die Fragen: Was sind Männer und Frauen? Hat der kulturalistische Feminismus recht und die Geschlechter nähern sich Schritt für Schritt an, bis der Unterschied keine Bedeutung mehr hat. Oder ist der Unterschied bedeutungsvoll, ja sogar gesund, weil er produktive Spannungen erzeugt und Orte definiert, an denen besondere Kenntnisse kultiviert werden können? Wir stellen diese Fragen in aller Offenheit und gestatten beiden Parteien, Feministen und Geschlechtstraditionalisten, zu Wort zu kommen.
PROGRAMM (Auszug)
Freitag, 21. September 2012
17 Uhr Männer und Frauen. Von der Politik der Geschlechter
Begrüßung und Einführung ins Thema des Studientages
17.15 Uhr Typisch männlich, typisch weiblich.
Meine Erziehung zum Mädchen bzw. zum Jungen
Erfahrungsaustausch zum Kennenlernen
17.45 Uhr Und es gibt ihn doch, den großen Unterschied.
Die natürliche Scheu des Weibes und das ritterliche Pathos des Mannes
Einführende Thesen von Patricia Loewe/Jörg Schenuit
19.30 Uhr Das Leben der Bohème – La Vie de Bohème Frankreich/Italien/Schweden/
Finnland, 1992, Regie: Aki Kaurismäki, 98 min.
Filmschau ohne (!) direkte Diskussion im Anschluss
Samstag, 22. September 2012
09.15 Uhr Der religiöse, sittliche und erotische Sinn des Geschlechtsunterschieds.
Traditionalistische Tendenzen in der neueren politischen Literatur
Vortrag Jörg Schenuit/Martin Knechtges
anschl. Diskussion
10.45 Uhr Textarbeit in drei Gruppen:
+ Ellen Kositza: Gender oder was vom Manne übrigblieb
+ Judith Butler: Das Unbehagen der Geschlechter
+ Otto Weininger: Geschlecht und Charakter
15.00 Uhr Spaziergang durch die Gemeinde
17.30 Uhr Fortsetzung der Textarbeit
19.30 Uhr SYMPOSIUM
Die weibliche Dominanz unserer Kultur.
Oder: Ist der Unterschied zwischen Männern und Frauen hinfällig geworden?
Sonntag, 23. September 2012
10.00 Uhr Frühstück und Schlussdiskussion
gegen
11.30 Uhr Ende der Veranstaltung