An diesem Abend präsentieren Agit Kadino und Doğa Akpinar ihre Masterarbeiten. Die Vorträge thematisieren, wie religiöse Werte und Rituale des Islam auf andere Lebensbereiche einwirken – etwa im Kontext der Behandlung psychischer Erkrankungen im heutigen Saudi-Arabien oder in der militärischen Ausbildung in der Zeit des Mamlukenreichs als Verbindung von körperlicher Ausbildung und ethischer Schulung.
Versorgung psychisch erkrankter Menschen in Saudi-Arabien
Agit Kadino (Islamwissenschaft, FU Berlin):
In seiner Masterarbeit untersucht Agit Kadino, wie psychische Erkrankungen in Saudi-Arabien behandelt werden. Anhand der erst im Jahr 2021 offiziell gegründeten und bisher einzigen Einrichtung dieser Art im Land, dem Waqf Dārakum in Jeddah, analysiert er, wie moderne psychiatrische Ansätze mit islamischen Praktiken und Konzepten wie der Koranrezitation oder der Vorstellung, dass wissenschaftliche Erkenntnisse bereits im Koran angedeutet sind, verknüpft werden. Er verbrachte selbst drei Monate in der Einrichtung, um direkte Einblicke in den Alltag, die therapeutischen Methoden und die Lebensrealität der Bewohner zu gewinnen. Die Arbeit zeigt, dass psychische Gesundheit in Saudi-Arabien stark von sozialen, kulturellen und religiösen Faktoren geprägt ist. Während moderne psychiatrische Ansätze zunehmend an Bedeutung gewinnen, bleibt der Einfluss traditioneller und spiritueller Heilmethoden weiterhin spürbar. Dies wirft die Frage auf, in welchem Verhältnis konventionelle medizinische Behandlungen und nicht-konventionelle Therapieformen aus der religiösen Praxis zueinander stehen und wie sich diese Praxis in den kommenden Jahren entwickeln wird.
Reitkunst und Religion: Ibn Qayyims Furūsiyya und die Mamlukische Kriegsführung
Doğa Akpınar (Arabistik, FU Berlin):
Das Pferd spielte eine bedeutende Rolle in der arabischen Tradition. Seine Eigenschaften wurden bereits in zahlreichen vorislamischen Gedichten gewürdigt und verewigt. Der arabische Begriff furūsiyya (von faras, Pferd) trägt dem Rechnung, indem er ein umfassendes Wissensgebiet bezeichnet, das sich auf die Pflege, Ausbildung und Nutzung von Pferden konzentriert und Disziplinen wie Pferdekunde, Pferdephysiologie, Hufschmiedekunst und Reiten umfasst. In ihrer Masterarbeit analysiert Doğa Akpinar, wie in einem Werk des muslimischen Gelehrten Ibn Qayyim aus dem 14. Jhd. das Konzept der furūsiyya als Verbindung von körperlicher Ausbildung und ethischer Schulung entwickelt wird, indem er Anweisungen zur militärischen Reitkunst mit islamischen Vorstellungen von Tugend, Disziplin und Führung verknüpft. Dabei betrachtet sie auch den historischen Kontext der Mamluken, einer Herrschaftsschicht ehemaliger Militärsklaven, für die Reitkunst und Kriegstechnik zentrale Elemente ihrer Identität darstellten. Die Arbeit zeigt, dass das Werk nicht nur eine technische Anleitung ist, sondern auch moralische und religiöse Aspekte militärischer Erziehung betont.
Auf die Vorträge reagieren PD Dr. Jonathan Stutz, Vertretungsprofessor für Ältere Kirchengeschichte und Patristik, und Anamika Wehen, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Neues Testament – beide sind an der Fakultät für Evangelische Theologie der Humboldt-Universität zu Berlin tätig.
Im Anschluss sind Sie herzlich eingeladen, bei einem Getränk mit den beiden Vortragenden ins Gespräch zu kommen.
Zur Vorbereitung des Abends erbitten wir Ihre Anmeldung per E-Mail an: information@katholische-akademie-berlin.de oder per Telefon unter (030) 283095-0.
Bitte merken Sie sich den nächsten Termin in der Reihe vor:
21.05.2025, 19 Uhr
Welche Sprache spricht mein Gott? – Eine dreitausend Jahre alte „Herzberuhigungsklage“ aus Aššur
Franziska Küster (Altorientalistik, FU Berlin / Religion und Kultur, HU Berlin)
Zwischen Tierdioramen und Märtyrerrelikten. Das Missionsmuseum als Arbeitsfeld für postkoloniale Theologien
Franziska Moosmann (Katholische Theologie / Sozial- und Kulturanthropologie, Universität Tübingen)
Bewerbungen für das Forum Junge Wissenschaft nehmen wir jederzeit entgegen.
Weitere Informationen unter:
Call for Thesis – PDF