Mit Lacans Psychoanalyse verbindet sich der Anspruch eines konsequenten Rückgangs zu den Einsichten Freuds. Während Freud allerdings einschlägige religionstheoretische Studien verfasst hat, finden sich in Lacans Texten allenfalls verstreute Auseinandersetzungen mit der Religionsthematik. Ungeachtet dessen arbeitet er aber mit Konzepten, die zu einer religionsphilosophischen Auseinandersetzung mit seiner Version der Psychoanalyse geradezu einladen. Wenn es ein Leitkonzept der Lacanschen Theoriebildung gibt, dann ist es der Begriff des Begehrens. Begehren ist weder Eigenschaft, Vermögen noch Besitz der Existenz, sondern bezeichnet sie selbst in ihren Bestrebungen, Verwicklungen und Täuschungen. Im Rekurs auf Platon könnte man sagen, dass es für eine Dynamik der Psyche steht, die nicht stillgelegt werden kann. Plausibel ist diese Vorstellung allerdings nur, wenn die menschliche Existenz vor dem Hintergrund einer negativitätstheoretischen Prämisse bestimmt wird, als Mangel oder Leere. Dieser Zusammenhang zwischen Mangel und Begehren ist nicht nur religionsphilosophisch aufschlussreich, sondern auch kulturtheoretisch. Diese Dynamik innerhalb der psychoanalytischen Theoriebildung begegnet bei Lacan zudem immer wieder in Auseinandersetzung mit biblischen Erzählungen und Figuren. Diese Spuren gilt es zu erkunden.
Das Podiumsgespräch wird veranstaltet in Kooperation mit dem Theologischen Institut der Universität Hamburg.