Was verstehen wir heute unter Realität? Ist sie ein gleichgültig-neutrales Gegenüber des Betrachters oder ein Geflecht verfügbarer Konstruktionen? Oder vielmehr eine souveräne Macht, der wir selbst angehören? Liegt sie fertig irgendwo jenseits aller Erscheinungen vor und wartet nur darauf, von uns erkannt und zu unserem Vorteil genutzt zu werden? Oder ist dies nichts weiter als eine bloße Illusion der Gegebenheit, von der wir uns täuschen lassen, weil wir das schöpferische, mächtig-selbstständige Antlitz der Realität verkennen?
Im kürzlich erschienenen Buch der Philosophin Ekaterina Poljakova, Realität als Macht. Epistemologische, ideologiekritische und theologische Aspekte einer Philosophie der Macht (Karl Alber, 2023), werden diese Fragen mit Blick auf mehrere philosophische und theologische Probleme betrachtet, unter anderem auf das Problem der Allmacht. Es wird dafür plädiert, die neuzeitliche Vorstellung von der ‚Welt‘ als neutrale, in sich immanent geschlossene Gegebenheit hinter uns zu lassen.
Im Rahmen des Forum Guardini wird die Autorin ihre philosophische Realitätskonzeption im Gespräch mit dem Jesuiten Felix Körner und dem Philosophen Thomas Brose erörtern, unter anderem im Kontext der von Romano Guardini vorweggenommenen Auflösung der neuzeitlichen Weltanschauung.