Welche Bedeutung hat das christliche Menschenbild heute für politische Entscheidungen? Wie verändert sich das Verständnis päpstlicher Autorität in einer pluralistischen Welt?
Jannik Abt (B.A., Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaften der FU Berlin):
Das C in christdemokratischen Parteien heute: Die CDU und das christliche Menschenbild
Felix Maier (Mag. theol. B.A., Katholische Theologie, Eberhard-Karls-Universität Tübingen):
Der Papst als unfehlbarer Souverän über der Kirche: Ekklesiologische Konzepte des „langen“ 19. Jahrhunderts
Jannik Abt untersucht in seiner Bachelorarbeit das Verhältnis der wachsenden Zahl konfessionsloser CDU-Mitglieder (und Wähler) zum christlichen Menschenbild. Sein Ziel war es, herauszuarbeiten, welche Rolle das C in der CDU in Zukunft noch spielen kann. Dazu hat er Experteninterviews mit konfessionslosen Parteimitgliedern durchgeführt. Viele der Befragten halten, so das Ergebnis, am C im Parteinamen fest, obwohl sie sich kaum mit dem christlichen Menschenbild auseinandergesetzt haben. Sie begründeten dies damit, dass das C Markenkern, Klammer und Identifikationsmerkmal der CDU sei. Die Zukunftsfähigkeit des C in der CDU könne, so Abt, mit Blick auf die konfessionslosen Parteimitglieder demnach zwar als gesichert gelten, die Frage sei allerdings, was daraus folge, wenn keine religiösen, sondern nur noch taktische Begründungen dafür ausschlaggebend seien.
Im zweiten Teil des Abends befasst sich Felix Maier mit der Entwicklung des Papstamtes und seiner Theologie im 19. Jahrhundert und besonders mit der päpstlichen Unfehlbarkeit, die 1870 als Ergebnis des Ersten Vatikanischen Konzils dogmatisiert wurde. Der Theologe Hermann Josef Pottmeyer nannte jenes Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit eines der „bezeichnendsten“ – und möglicherweise auch umstrittensten – „Charakteristika des Katholizismus“. Maier wagt den Versuch, eine Art Vorgeschichte des Konzils zusammenzustellen, die Einblicke in die vielschichtige Diskussionen um das Unfehlbarkeitsdogma geben soll. Heute kann der kritisch-differenzierende Blick auf das Dogma und seine Vorgeschichte hilfreich sein, um durch dogmengeschichtliche Aufarbeitung Klarheit in Debatten über die Rolle des Papstes und das Verhältnis von Orts- und Universalkirche zu erreichen.
Auf die Vorträge reagieren Dr. Karlies Abmeier, Vorsitzende des Diözesanrates der Katholiken im Erzbistum Berlin, und Dr. Gregor Klapczynski, theologischer Referent im Erzbistum Berlin.
Im Anschluss sind Sie herzlich eingeladen, mit den Vortragenden zu diskutieren.
Unter dem Motto „Call for Thesis“ waren Absolventinnen und Absolventen aus Theologie, Philosophie, Religionswissenschaft und angrenzenden Disziplinen aufgerufen, ihre Abschlussarbeiten in der Katholischen Akademie in Berlin einzureichen. Die ausgewählten Arbeiten geben einen Einblick in die Vielfalt religiöser Aspekte in aktuellen universitären Abschlussarbeiten.
Bewerbungen für die Fortsetzung der Reihe im Herbst werden jederzeit entgegengenommen.
Informationen erhalten Sie auf Anfrage an:
Larissa Gerg: gerg@katholische-akademie-berlin.de
Marina Sawall: sawall@katholische-akademie-berlin.de