Der II. Weltkrieg, die Spaltung Europas, die Errichtung der EU, der Zusammenbruch des Kommunismus und nun die Herausforderungen durch Globalisierung und Digitalität machen deutlich: Die Staaten und Gesellschaften im gemeinsamen europäischen Raum müssen sich ihrer Geschichte und ihrer Zukunft neu stellen.
Doch so unterschiedlich die Narrative der Vergangenheit sind, so verschieden sind die Entwürfe für die Zukunft. Die Divergenzen sind so virulent, dass von einer neuen Ost-West-Spaltung gesprochen wird. Lange schien nur eine Option denkbar: Der Osten müsste sich der liberal-pluralistischen Kultur Westeuropas anpassen und sich dadurch „modernisieren“. Doch nun erstarken im Osten Kräfte, die alternative, eigene Wege gehen wollen. Ein Kampf um die Seele Europas scheint entbrannt. Geht es tatsächlich um „Ost“ versus „West“ oder können die beiden einander ergänzen und wechselseitig korrigieren?
Boschafter Prof. Dr. Andrzej Przyłębski war Stipendiat der Bonner Humboldt-Stiftung und des Wiener Instituts für die Wissenschaften vom Menschen; er lehrte neuzeitliche und zeitgenössische Philosophie, insbesondere deutschen Idealismus, Hermeneutik und Kulturphilosophie an Universitäten in Polen und Deutschland. Von 1996 – 2001 war er Leiter der Abteilung Kultur und Wissenschaft der Republik Polen in Deutschland. Seit Juli 2016 ist er Botschafter der Republik Polen in Berlin. Verheiratet ist er mit der Verfassungsgerichts-Präsidentin Julia Przyłębska.
Prof. Dr. Claudia Weber ist Professorin für Europäische Zeitgeschichte an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und Vizepräsidentin für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs. Sie ist Leiterin des ViadrinaCenter B/Orders in Motion. Zu Ihren Forschungsschwerpunkten gehört die Gewalt- und Diktaturengeschichte des 20. Jahrhundert und insbesondere der Stalinismus, die Kulturgeschichte des Kalten Krieges sowie historische Europäisierungsprozesse und Geschichte von Europakonzepten. Dabei konfrontiert sie teleologische Vorstellungen der Europäisierung mit Konflikten und Widersprüchen.
Moderation: Ludwig Ring-Eifel, Chefredakteur der Katholischen Nachrichten-Agentur.