Ein Merkmal der postliberalen Ära sind vielfältige Initiativen, die sich um eine Renaissance des Gemeinwohls bemühen. Dieser Grundbegriff der katholischen Soziallehre konfrontiert mit einer schillernden Vielfalt religiöser, politischer und weltanschaulicher Lager. In der Faszination für Gemeingüter begegnen heute sowohl Initiativen des Commoning, die in sozialistischen, liberalen und demokratischen Traditionen gründen und in der christlichen Sozialethik oder dem jüdischen politischen Denken wurzeln, wie auch Protagonisten eines Common Good Constitutionalism mit ihren theologischen Gesprächspartnern, die zu autoritären und integralistischen/theokratischen Auffassungen von politischer Gemeinschaft neigen.
Anstatt das Polarisierende solcher Konflikte in den Vordergrund zu stellen, will das Podiumsgespräch mit Adrian Vermeule, einem der international renommiertesten Vertreter des sogenannten Common Good Constitutionalism, gemeinsame Unzufriedenheiten, Unterschiede und mögliche Gemeinsamkeiten erkunden, um die Kritik am liberalen Projekt zu konkretisieren und einen lernenden Austausch zu ermöglichen. Im Gespräch mit der Philosophin Corine Pelluchon, dem mit dem Joseph-Ratzinger-Preis ausgezeichneten Rechtswissenschaftler Joseph H.H. Weiler sowie der Rechtswissenschaftlerin Alexandra Kemmerer bietet sich die Gelegenheit, die theologischen und politischen Grundlagen unseres Verständnisses von Gemeinwohl und Gemeingütern zu befragen und transparent zu machen.
Das öffentliche Podiumsgespräch ist Teil eines dreitägigen Workshops an der Katholischen Akademie in Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Heidelberg sowie der Juristischen Fakultät der Universität Würzburg. Es gilt, die konkurrierenden Quellen und Traditionen zeitgenössischer Debatten zur Erneuerung des Gemeinwohldenkens zu erkunden. Welche Rolle spielen insbesondere Religionen im Gefüge unserer Zivilgesellschaften und für die politischen, ökonomischen wie kulturellen Herausforderungen unserer Demokratien?
Sie können den Abend auch per Livestream über den Youtube-Kanal der Katholischen Akademie verfolgen.