Diese Frage wird aktuell am Beispiel der Kasseler Documenta und der antisemitischen Darstellungen an der Wittenberger Stadtkirche lebhaft diskutiert. Wir gehen ihr fundiert nach.
„Man macht sich ein Bildnis. Das ist das Lieblose. Das ist der Verrat“. (Max Frisch) Das Bilderverbot aus Ex 20,4 „Du sollst dir kein Kultbild machen und kein Bildnis – weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist“ wird von den verschiedenen biblisch grundierten Religionen und Konfessionen sehr unterschiedlich gewichtet. Es kann uns auch in zeitgenössischen Diskussionen, die weit über den engeren religiösen Bereich hinausgehen, bei der Orientierung helfen.
Tatsächlich gibt es überall in der Öffentlichkeit erwünschte und unerwünschte, erlaubte und verbotene Bilder. Ob mit Blick auf religiöse Empfindlichkeiten freizügige Werbefotos von menschlichen Leibern verhängt oder karikaturistische Darstellungen des religiösen Personals unterbunden werden, ob mit Blick auf mögliche Volksverhetzung pornografische und Gewaltdarstellungen nur in eng umgrenzten Bezirken erlaubt werden: Grenzen des Erlaubten gibt es überall.
Den schmalen Grat zwischen verantwortlichem Umgang mit demagogischen Bildern und einer ängstlichen Cancel-Culture suchen wir im Gespräch zwischen der Literaturwissenschaftlerin und Präsidentin der Freunde und Förderer des Martin Buber Hauses, Dr. Eva Schulz-Jander, und Prof. Dr. Micha Brumlik, emeritierter Professor für Erziehungswissenschaft an der Johann Wolfgang von Goethe Universität Frankfurt am Main, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Berliner Zentrums für Intellektuelle Diaspora.