In allen Ländern der Welt, in jedem Alter und in allen sozialen Schichten. Es gibt jedoch Strukturen, die Gewalt gegen Frauen erleichtern und die Täter schützen. In vielen Ländern machen vor allem Frauen auf dieses Problem aufmerksam und setzen sich für eine Änderung dieser Strukturen ein.
In Kurzvorträgen erläutern drei Wissenschaftlerinnen, auf welche besonderen Herausforderungen sie in Gesellschaften im Nahen und Mittleren Osten dabei treffen und wie sich Frauen dort gegen Gewalt gegen Frauen engagieren. Die Gesellschaft zu sensibilisieren, Gewaltopfer zu stärken und einen Wandel in Recht, Religion, Familie und Erziehung zu fördern, erfordert einen langen Atem.
Wenn die Sicherheitslage in einem Land instabil ist, Rechtsstaatlichkeit fehlt und Diskriminierung aufgrund von Herkunft geduldet wird, nimmt geschlechterbasierte Gewalt zu. Ökonomische Defizite und Chancenungleichheit auf dem Arbeitsmarkt, in der Schule und in der Familie verstärken das Problem. Zur Ausübung der demokratischen Mitspracherechten fehlt manchmal schon die Kenntnis der Rechte, manchmal die Zeit und in den harten und hier besonders relevanten Fällen wird die Ausübung gewaltsam unterbunden. Zu diesen Faktoren für Gewalt können eine schlechte Wohnsituation und fehlende Mobilität weiter beitragen.
Wer sich gegen Missbrauch, Frauenhandel, Verschleppung und Vergewaltigung, Zwangsheirat, Zwangsprostitution und andere Gräuel und Ungerechtigkeiten engagiert, weiß, dass sowohl ausgeübte als auch erlittene Gewalt Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft hat.
Nach einer thematischen Einführung zum Thema Gewalt gegen Frauen hören wir an drei Länderbeispielen (Tunesien/arabische Welt: Dr. Raja Sakrani; Iran: Dr. Azadeh Zamirirad; Türkei: Dr. Hürcan Aslı Aksoy), wie Gewalt gegen Frauen sich manifestiert, wie Frauen vor Ort dagegen ankämpfen und wie diesem Engagement begegnet wird. Das anschließende Gespräch moderiert Dr. Sonja Hegasy.
Die Veranstaltung wird auch live auf YouTube übertragen.
Dr. Hürcan Aslı Aksoy ist stellvertretende Leiterin des Centrums für angewandte Türkeistudien (CATS) an der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin. Ihre Forschungsthemen sind türkische Innenpolitik, die Türkei im Nahen Osten, Zivilgesellschaft und Geschlechterpolitik.
Dr. Sonja Hegasy (Moderation) ist Vizedirektorin des Berliner Leibniz-Zentrum Moderner Orient (ZMO). Zu ihren Forschungs- und Publikationsschwerpunkten zählen zeitgenössisches arabisches Denken, soziale Mobilisierung, Kulturgeschichte der Moderne und Erinnerungspolitik in Post-Konflikt-Gesellschaften.
Dr. Raja Sakrani ist Wissenschaftliche Koordinatorin am Käte Hamburger Kolleg „Recht als Kultur“ (Internationales Kolleg für Geisteswissenschaftliche Forschung). Die Juristin forscht u.a. zum Einfluss islamischen Rechts im Transitionsprozess in der islamischen Welt und hatte bereits Gastprofessuren in Oñati (Spanien) und Abu Dhabi inne.
Dr. Azadeh Zamirirad ist stellvertretende Leiterin der Forschungsgruppe Naher/Mittlerer Osten und Afrika der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). Sie forscht zu Iran.
Prof. Dr. Udo Steinbach ist Orientalist und leitet das MENA Study Centre bei der Maecenata Stiftung. Steinbach war von 1976 bis 2007 Direktor des Deutschen Orient-Instituts in Hamburg und ist Autor zahlreicher Werke zu Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur des arabischen Raumes, der Türkei, Irans und des Kaukasus, zuletzt: „Tradition und Erneuerung im Ringen um die Zukunft. Der Nahe Osten seit 1906“.